Diese Frage mag im ersten Moment nach Sarkasmus klingen, ist es aber nicht. Nach über 20 Jahren Berufserfahrung als Gesangs- & Stimmtrainer drängt sich diese Frage immer wieder auf, und so habe ich mich entschlossen auf dieses Thema etwas näher einzugehen.

Um diesem Thema näher zu kommen, scheint es meiner Meinung nach zwei Punkte zu geben:

  1.  Das Versäumnis von öffentlichen Musikschulen und Konservatorien Schüler mit dem entsprechenden Studio Equipment aufzunehmen, und Verbesserungen durch das so unendlich wichtige gemeinsame Rückhören vorzunehmen. Dies liegt vielleicht daran, dass viele Musikschulen und auch private sogenannte Pop Akademien, wie sie zur Zeit überall aus dem Boden sprießen, nicht über die finanziellen Mittel verfügen, oder die Gesangslehrer selbst könnten solches Equipment entweder gar nicht oder nur unzureichend bedienen.
  2. Die menschliche Natur. Hier sind wir bei einem wirklich interessanten Thema. Jeder hat sich sicherlich schon mal dabei ertappt ein Foto von sich selbst anzusehen und tatsächlich erschrocken zu sein. “ Oh Gott, wie sehe ich denn darauf aus?” Eine Aussage, die ich selbst nur allzu gut kenne. Könnte es sein, dass es sich mit dem konfrontieren des eigenen Gesanges, der eigenen Stimme ähnlich verhält? Ich denke ja. Berühmte Schauspieler wie zum Beispiel Jonny Depp oder Robert Redford verweigern oftmals das Ansehen der eigenen Filme. Klingt äußerst eigenartig oder? Ist aber so. Jonny Depp hat nach eigenen Aussagen in unzähligen Interviews mehrmals bestätigt, dass er sich ganz bewusst keinen der eigenen Filme ansieht, weil ihm das als Schauspieler in seiner Arbeit befangen machen würde. Und ehrlich gesagt, kann ich diesen Ansatz verstehen. Und so scheint es durchaus möglich zu sein, dass man schauspielerische Leistungen ablegen kann, obwohl man sich eigentlich selbst nie wirklich kontrolliert.

Auch bekannte Sänger wie zum Beispiel Herbert Grönemeyer oder sogar der größte der großen Luciano Pavarotti hatten Probleme mit dem hören des eigenen Gesanges. Pavarotti! So muss es wohl auch in der menschlichen Natur liegen.

Man kann es lernen seine Stimme zu lieben

Wie so vieles im Leben, kann man auch seine eigene Stimme lieben lernen. Auch wenn es einem noch so schwer fällt. Durch das immer wiederkehrende aufnehmen im Studio, dass sich ständige verbessern durch das zurückführen, kommt man seiner Stimme näher. Man befreundet sich mit seinem eigenen Instrument, und verbessert sich nicht nur gesangstechnisch sondern auch stilistisch. Die Gewinne auf nicht nur stimmlicher, sondern persönlicher Ebene, welche wir in der Diepold Voice Studios bei unseren Klienten und Schülern erleben sind oftmals grandios. “Liebe deine Stimme dann liebst du dich selbst” ist ein Ausspruch der mir immer wieder einfällt, wenn meine Schüler einen großen stimmlichem Fortschritt ganz persönlich für sich erfahren.

Deshalb lege ich ganz besonders auf das Gesangstraining welches Studio Recording zu einem wesentlichen Bestandteil hat, wert. Nur wer sein Instrument kennt, und seine eigene Stimme konfrontieren kann, Ist in der Lage sich als Sieger tatsächlich zu verbessern.

Deshalb stelle ich zum Schluss hier nochmals die Frage: kennst du deine Stimme wirklich?